[ Fahrradhelme ]
Auf Deutschlands Straßen starben im vergangenen Jahr 484 Radfahrer.484 zu viel, aber rund 15 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch die Zahl der Leicht- und Schwerverletzten ging etwas zurück. Kein Grund zur Entwarnung, meinen jedoch insbesondere Neurochirurgen. Denn der ungeschützte Kopf ist nach wie vor die große Schwachstelle bei Radlern. Verletzungen dort sind zwar nicht häufiger als an anderen Körperteilen, enden aber besonders oft tödlich oder mit gravierenden körperlichen Schäden.
Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung führt mehr als die Hälfte aller Todesfälle bei Fahrradunfällen auf Kopfverletzungen zurück. Zudem verursachen diese mehr als fünfzig Prozent der Krankenhausaufenthalte. "Ein Schädel-Hirn-Trauma ist in der Regel viel schwerwiegender als etwa eine starke Biutung", erläutert Privatdozent Dr. Karl-Georg Kanz.
Gerade im Stadtverkehr lauern viele Gefahren für Radler. Zusammenstöße mit Autos oder entgegenkommenden Radfahrern, Stürze auf den Gehweg und der Aufprall auf Hindernisse sind häufige Unfallszenarien. Dabei verursachen Fahrradlenker rund ein Drittel der Unfälle selbst. Viele überschätzen ihr Können und ihr Reaktionsvermögen, während sie gleichzeitig die Geschwindigkeit unterschätzen. Darüber hinaus haben insbesondere Gelegenheits- und Freizeitradler wenig Erfahrung mit Stürzen, so Kanz. Sie verletzen sich daher bei Unfällen eher am Kopf. Diesen kann nur ein Fahrradhelm schützen.
Laut Gesamtverband der deutschen Versicherer könnte ein Helm bis zu 80 Prozent der schweren Schädelbrüche bei Radunfällen verhindern. Doch nur sechs Prozent der Erwachsenen tragen einen. Ärzte und Versichererverband fordern deshalb eine allgemeine Helmpflicht. Anders sieht es der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC). Eine Helmpflicht, so der Verein, würde die Häufigkeit der Radnutzung deutlich senken und damit den Autoverkehr steigern. Die positiven Gesundheitseffekte des Radelns auch ohne Kopfschutz glichen die Gesundheitsgefährdung durch Verletzungen bei Weitem aus.
Aber vielleicht braucht es nur etwas Überzeugungsarbeit. Eltern könnten Vorbild für ihre Kinder sein, vor allem für die besonders gefährdeten 10- bis 17-Jährigen, die einen Helm als „uncool" ablehnen. Moderne Helme sind nicht mehr klobig und unbequem wie ihre Vorgänger, sondern schick und sportlich. Motorradfahrer haben sich längst an das Tragen des Helms gewöhnt, Autofahrer an das Anlegen des Sicherheitsgurts. Aus gutem Grund: Beides hat die Zahl der Verkehrstoten deutlich verringert.
Quelle: Niemals ohne Helm